Südniedersachsen bei der LJEM 2011

In der ersten Woche der Osterferien fand die diesjährige Landesjugendeinzelmeisterschaft auf der Nordseeinsel Norderney statt. So schön der Austragungsort auch war, für die Teilnehmer aus unserem Bezirk stellte sich die Anreise als langwierig dar, da die erste Runde bereits Samstag um 15.30 Uhr beginnen sollte. Der letzte Reiseteil besteht aus einer 55 minütigen Fährfahrt gefolgt von einem 15 minütigen Marsch mit dem Gepäck zur Jugendherberge. Teilweise reisten unsere Spieler schon am Freitag an, was durch die Lokführer-Streiks bei Privatbahnen ein zusätzliches Risiko beinhaltete. Die Spieler des KSV Rochade Göttingen trafen sich bereits Freitagmorgen um 9.00 Uhr am Bahnhof, sogar den Ausfall eines Schultages in Kauf nehmend. Natürlich gestaltete sich die Rückreise gleich langwierig und erst kurz vor Mitternacht erreichten die letzten Spieler ihr Zuhause im Kreis Göttingen. Da sollte sich die NSJ bei den zukünftigen Landesmeisterschaften mehr Gedanken über den Austragungsort und die Anreise der Spieler machen.

Auf nach Nörderneei

Die Organisation durch die NSJ und der Ablauf erfolgten professionell und reibungslos wie gewohnt. Die Verantwortlichen hatten auch nicht vergessen, bei Petrus schönes Wetter zu bestellen. Die Jugendherberge war ansprechend und das Essen, teilweise sogar aus ökologischer Landwirtschaft, gut und reichhaltig. Alle Altersklassen konnten dieses Jahr gemeinsam in der großen Aula der benachbarten Gesamtschule spielen.

Die Gesamtschule als Turnierort

Anstelle der traditionellen "Olympiade der Bezirke" gab es dieses Jahr für alle das Insel-Sportfest. An vier Stationen wurden Geschicklichkeit und Schnelligkeit der Spieler und Betreuer getestet. Es war eine gute Gelegenheit in einer fröhlichen Atmosphäre Spaß zu haben und auch Mitglieder anderer Vereine und Bezirke kennenzulernen. Leider nahmen nicht alle Vereine unseres Bezirks an den gemeinsamen Veranstaltungen (Chess 960, Tandem, Blitzen) des Rahmenprogramms teil. Das allseits beliebte Schachball-Turnier musste dieses Jahr ausfallen, da keine freie Sporthalle gefunden werden konnte.

Der Weststrand auf Nordney

Am Montag schlug dann eine Magen-Darm-Virusepidemie mit aller Macht zu. Das Betreuerteam des Bezirks lag komplett darnieder. Timo Holloway etwa kehrte erst nach zwei Tagen aus dem Krankenhaus zurück. Auch einige Spieler und Eltern erwischte es. Insgesamt waren in der Jugendherberge über 20 Personen betroffen und bis zum Turnierende kam es immer wieder zu Neuansteckungen. Yannik Koch konnte zu einer Partie überhaupt nicht und zu den folgenden nur geschwächt antreten. Die Spieler waren in dieser Krise sehr diszipliniert und teilweise haben sogar die Älteren die Jüngeren auf ihre Partien vorbereitet. Dafür gebührt ihnen großes Lob. Mehrfach kam auch die Idee auf, T-Shirts mit Fleck und Aufdruck zu produzieren: "LJEM 2011 - Fand ich zum Kotzen!".

Nun aber endlich zu den schachlichen Ergebnissen:

In der U18 spielte Christian Frank vom Hildesheimer SV ein herausragendes Turnier. Nach vier Siegen in den ersten vier Runden, darunter gegen den Setzlistenersten, folgten zwei Remis und ein Sieg gegen das erst 13-jährige Nachwuchstalent Spartak Grigorian vom SK Wildeshausen. Auch in den letzten Runden ließ Christan nichts mehr anbrennen und erkämpfte sich ungeschlagen mit 7,5 Punkten den großen Pokal in der Königsklasse. Nach dem 3. Platz 2009 in der U16 und dem 12. Platz im letzten Jahr ein schöner Erfolg bei seiner letzten Teilnahme an einer LJEM. Herzlichen Glückwunsch. Cornelia Elborg vom SK Duderstadt erreichte einen respektablen 15. Platz und wurde damit drittbestes Mädchen im Teilnehmerfeld. Eigentlich hätte sie einen Sonderpreis für die weiteste Anreise aller Teilnehmer erhalten müssen.

In der U16 gelang es Nelo Oshionwu, deutlich über seinem Setzlistenplatz abzuschneiden. Bei zusätzlichen Theoriekenntnissen wäre sogar noch etwas mehr drin gewesen. Auch Yannick Koch blieb krankheitsbedingt hinter den Erwartungen zurück. Wir dürfen also bei beiden auf die kommende LJEM gespannt sein.

Nelo Oshionwu (U16)

Yannick Koch (U16)

Über die U14 breiten wir den Mantel des Schweigens. Obwohl unsere beiden Spieler Robin Mai und Manuel Drehwald jeweils von einem kampflosen Sieg profitierten, kamen sie über Plätze im hinteren Viertel des Feldes nicht hinaus.

In der U12 starteten drei Spielerinnen und Spieler aus Bezirk III. Am meisten Hoffnungen ruhten auf der Vorjahresgewinnerin der U10, Fiona Sieber vom ESV Rot-Weiß Göttingen. Dieses Jahr hatte sie es mit einem starken Spitzenfeld zu tun und kam nach zwei unnötigen Punktverlusten am Mittwoch in Rückstand zum Spitzenfeld. Auch im Endspurt konnte sie keinen Medaillenplatz mehr erringen und musste sich mit dem undankbaren 4. Platz zufrieden geben. Robert Mogharrab und vor allem Killian Geistlich vom KSV Rochade Göttingen kämpften wacker, konnten sich aber nicht wesentlich vom Tabellenende lösen.

In der U10 hatten wir mit gleich vier Spielern unser größtes Team. Daniel Leon Schicksnus belegte sogar den Setzlistenplatz 5, obwohl DWZ-Zahlen in dieser Alterklasse nur eine geringe Aussagekraft besitzen. Trotz guter Spielanlage konnte Daniel gegen das Spitzenfeld nicht punkten und endete am Schluss auf Platz 10. Sehr positiv fiel Mathis Diederichsen auf, der sich durch seinen schwachen Start nicht irritieren ließ und konzentriert seine weiteren Partien meisterte. Der sehr gute 13. Platz war schließlich das Resultat seiner allerersten Landesmeisterschaft. Franziska Schulte vom Hamelner SV führte vor der letzten Runde sogar noch das Mädchenfeld an und konnte auf einen Qualifikationsplatz zur Deutschen Meisterschaft hoffen. Leider zogen in der letzten Runde dann noch zwei Spielerinnen an ihr vorbei und der Traum zerplatzte. Auch Oskar Meier tat sich noch schwer, mit den Konkurrenten mitzuhalten.

Daniel Leon Schicksnus (U10)

Veranstaltet wurden 2011 auch wieder offene Mädchenturniere. Ihr Ziel ist es, die viel zu niedrige Mädchenquote in Niedersachsen anzuheben. Diese Turniere gibt es in vier Altersklassen, von denen jeweils zwei zusammen spielen. Die Siegerinnen erhalten den Titel "Niedersächsische Meisterin", aber eine Qualifikation für die Deutsche Meisterschaft ist in diesen Turnieren nicht möglich, so dass sich spielstarke Mädchen bevorzugt in den Jungenturnieren anmelden.

In der U16w erreichte Irene Arbeiter vom KSV Rochade Göttingen den 3. Platz bei drei Teilnehmerinnen. In der U12w erreichte Katharina Boschen vom SV Osterode-Südharz den 3. Platz von vier Teilnehmerinnen. Beide Mädchen konnten somit mit einem Pokal nach Hause zurückkehren.

Katharina Boschen (U12w)

Neu in diesem Jahr war ein Offenes Turnier mit sieben Runden und immerhin 31 Teilnehmern. Julius Rosin vom KSV Rochade Göttingen misslang die Qualifikation für die U16 bei der Bezirksmeisterschaft in Hameln nur knapp. Er ließ sich aber nicht beirren, kam trotzdem mit nach Norderney und spielte stattdessen im Open mit. Im Verein bisher meist im Schatten von Nelo Oshionwu stehend, gelang es ihm, im Open ganz vorne mitzuspielen. Ein geteilter 4. Platz war der gerechte Lohn der Mühe. Und wären nur jugendliche Spieler zugelassen gewesen, wäre es ein geteilter erster Platz geworden.

Auch der elfjährige Lukas Bunzel vom Hildesheimer SV hatte sich nicht durch seine Ergebnisse bei der letztjährigen BJEM beeindrucken lassen. Damals konnte er krankheitsbedingt erst zur dritten Runde antreten und verpasste knapp die Qualifikation für die U12. Im Open kämpfte sich das Energiebündel nun bis auf den 14. Platz vor. Von ihm werden wir in Zukunft sicherlich noch einiges hören.

Lukas Boschen (Offenes Turnier)

Felix Göing, Lukas Boschen und Malte Bienroth erreichten Plätze im Mittelfeld, während Ansgar Muermans hinter den Erwartungen blieb.

Einige unserer Erfolgreichen: v.l. Katharina Boschen, Franziska Schulte, Fiona Sieber, Christian Frank und Jan Helmer

Die LJEM 2011 zeigte erneut, wie wichtig ein kontinuierliches Training und eine systematische Betreuung für den Erfolg der Spielerinnen und Spieler ist. Claudia Markgraf, Alexander Markgraf und Timo Holloway betreuten mit großem Einsatz insgesamt 13 Kinder und Jugendliche aus sechs verschiedenen Vereinen. Falls von den Spielern gewünscht, wurde am Vorabend gemeinsam der detaillierte Plan für die nächste Partie entwickelt und die wichtigsten Punkte am Morgen vor dem Spiel nochmals wiederholt. SF Post verbat sich eine Betreuung durch den Bezirk und bereitete die acht Spielerinnen und Spieler seines Vereins separat vor. So war es fast unausweichlich, dass seine Eltern über die vergleichsweise knappen Vorbereitungszeiten unglücklich waren.

Partievorbereitung kann auch Spaß machen: Fiona Sieber (U12) mit A-Trainer Alexander Markgraf

Völlig anders war dagegen die Vorgehensweise des SV Lingen im Bezirk Osnabrück-Emsland. Hier setzte man auf geballte Kompetenz. Obwohl das Bezirks-Betreuerteam schon acht Mann stark war, hatte der Vereinsvorsitzende zusätzlich noch Großmeister Lev Gutman (aktuelle DWZ: 2415) zur Unterstützung engagiert. Da wundert es nicht, dass sein Sohn Thorben Koop die U14 gewann und auf Platz 2 und 3 weitere Spieler aus Lingen zu finden sind.

Im Rahmen der LJEM werden jedes Jahr auch die Sieger der niedersächsischen Schnellschachmeisterschaft geehrt. Die Schnellschachmeisterschaft wird im Rahmen der Jugendserie ausgetragen. Dabei gehen die vier besten Ergebnisse in die Jahreswertung ein. Der Vorsitzende der Niedersächsischen Schachjugend, Jan Salzmann, betonte bei der Siegerehrung, wie wichtig die Jugendserie für die Nachwuchsförderung ist, und bedankte sich ausdrücklich für das vorbildliche und unentgeltliche Engagement der Organisatoren dieser Turniere. Hier wird wichtige Arbeit nicht nur für den eigenen Verein, sondern für alle am Schachsport interessierten Kinder geleistet. Der einzige Pokal, den unser Bezirk bei den Schnellschachmeisterschaften erringen konnte, ist ein dritter Platz in der U10, den Fiona Sieber vom ESV Rot-Weiß Göttingen errang.

Weitere Informationen und detaillierte Tabellen aller Turniere gibt es im Internet unter www.lem2011.de.

Die Ergebnisse der SpielerInnen aus Bezirk 3 im Überblick

Wie geht es nun weiter?

Der Berg ruft - Die Deutsche Meisterschaft 2011 in Oberhof

Für die Deutsche Meisterschaft vom 11.-19.06.2011 in Oberhof im Thüringer Wald haben sich aus unserem Bezirk in der U18 Christian Frank und in der U12 Fiona Sieber qualifiziert. Für Christian ist es seine erste Deutsche Meisterschaft und die Krönung seiner Jugendschachlaufbahn. Gleichzeitig ist es auch seine letzte, da er nächstes Jahr nicht mehr in der U18 spielen darf. Für Fiona ist es bereits ihre dritte DEM. Nach dem Vizemeisterin-Titel 2010 wird sie sicherlich große Pläne haben.

Unsere Teilnehmer bei der DEM: Christian Frank (U18) und Fiona Sieber (U12)

Spielstarke, aber nicht qualifizierte Spielerinnen und Spieler sollten prüfen, ob für sie eventuell ein Freiplatzantrag erfolgversprechend ist. Für alle nicht qualifizierten Spieler kommt die Teilnahme an einem der offenen Turniere (ODEM U14 oder ODEM U25) in Frage. Für Kinder unter 9 Jahren auch das KIKA Turnier. Beachten Sie die Anmeldemodalitäten und Termine! Details unter www.dem2011.de.

Allen Teilnehmern viel Freude und Erfolg!

Neues Jahr - neues Glück: Die Landesjugendeinzelmeisterschaft 2012

Die nächste LJEM wird 2012 in Rotenburg (Wümme) stattfinden. Termin ist voraussichtlich wieder die Woche vor Ostern.

Lust auf mehr Schach?

Vom 01.-05. Juni findet in Bockenem das mittlerweile 36. Wilhelm-Werner Gedächtnisturnier statt. Für Mitglieder des Jugendkaders übernimmt übrigens der Schachbezirk das Startgeld. Noch nicht Mitglied im Bezirkskader? Einfach und formlos mit Angabe von Name, Alter, Verein und aktueller DWZ unter Beni@Bezirksjugendschach.de beantragen.

Am 18. Juni findet in Hildesheim wieder eine Jugendserie in unserem Bezirk statt. Informationen über dieses und alle weiteren Turniere der Jugendserie unter www.jugendserie.de.